Frequently asked questions - Häufig gestellte Fragen

Woher stammt der Name "Libelle" ?

Im 16. Jahrhundert fand ein französischer Forscher, die Larven der Kleinlibellen sähen aus wie ein Hammerhai; diesen bezeichneten damals die Wissenschaftler wegen seiner Kopfform mit dem lateinischen Namen libella (= Wasserwaage; dieses Gerät hatte seinerzeit die Form eines T). Carl von Linné, der Begründer der wissenschaftlichen Namengebung, machte die Verkleinerungsform libellula zur Bezeichnung der Gattung.

Seit wann gibt es Libellen ?

Die derzeit ältesten Fossilien von Libellen stammen aus Tonschieferablagerungen des Oberkarbon (Kohlezeitalter) im Ruhrgebiet. Sie sind 325 Millionen Jahre alt. Die Libellen gehören somit zu den ältesten nachgewiesenen Fluginsekten.

Wie viele Libellenarten gibt es ?

Man geht heute von über 5000 Arten aus, von denen in Deutschland aber nur ca. 80 vorkommen. Im Bremer Raum sind 53 Arten nachgewiesen.

Wie groß können Libellen werden ?

Aus dem Perm-Zeitalter (vor 280 - 230 Millionen Jahren) kennt man Libellen mit 75 cm Spannweite. Den Rekord unter den heutigen Libellen hält eine tropische Art mit bis zu 19 cm Spannweite und 16 cm Länge; die größten heimischen Arten erreichen 11 cm Spannweite bei 8 cm Länge. (Zum Vergleich: Die kleinste Art hierzulande misst 1,9-2,2 cm und spannt ca. 2,5 cm).

Welche Rolle spielen Libellen im Naturhaushalt ?

Sowohl Larven als auch erwachsene Libellen sind große Jäger. Untersuchungen in Indien haben gezeigt, dass eine Großlibellenlarve über 130 Stechmückenlarven pro Tag vertilgen kann; wie viele Fluginsekten (besonders Fliegen und Mücken) eine ausgewachsene Libelle täglich erjagt, ist nicht so leicht festzustellen; es ist aber klar, dass eine erhebliche Menge an Nahrung erforderlich ist, um die nötige Energie für die großen Tiere zur Verfügung zu stellen. Umgekehrt dienen die Libellen zahlreichen anderen Jägern als Beute. Man kann davon ausgehen, dass 95% der aus dem Ei geschlüpften Tiere umkommen ohne sich fortgepflanzt zu haben. Für die Erhaltung der Art müssen somit die wenigen Davongekommenen sorgen. Die Libellen als Gattung sind also einerseits für die Bestandsregulierug kleinerer Fluginsekten, andererseits als Nahrungsquelle für andere Arten wichtige Glieder in der Nahrungskette des ökologischen Gesamtsystems.

Sind Libellen gefährlich ?

Der Volksmund sagte den Libellen üble Dinge nach: Sie könnten gefährlich stechen oder gar einem, der im Freien einschlief, die Augen zunähen. Daher stammen Namen wie "Satansbolzen" oder "Teufelsnadel". In Wirklichkeit sind Libellen völlig harmlos, außer für ihre Beuteinsekten. Zwar haben die Weibchen vieler Libellenarten einen Legebohrer, mit dem sie ihre Eier in Pflanzen oder in den Boden ablegen. Der wird aber nur für diesen einen Zweck genutzt. Er ist also, anders als der giftige Wehrstachel der Bienen und Wespen, überhaupt nicht gefährlich.

Warum wirken Libellen auf viele Menschen bedrohlich ?

Man hat herausgefunden, dass auf den Menschen große, starre Augen einen gefährlichen Eindruck machen. Das macht beispielsweise auch den Blick aus dem lidlosen Auge einer Schlange furchterregend, während eine Eidechse, die ja blinzeln kann, uns sympathisch erscheint. Da besonders bei Großlibellen die Augen durch ihre Größe und Färbung hervorstechen, wirken die Tiere bedrohlich. (Übrigens: auch die Masken böser Dämonen bei den Naturvölkern haben riesige starre Augen).

Wie unterscheidet man bei Libellen Weibchen und Männchen ?

Zunächst einmal unterscheiden sich die Geschlechter bei den Libellen grundsätzlich in der Färbung. Meist sind die Weibchen unscheinbarer. Zur Unterscheidung hilft hier nur genauere Kenntnis. Darüber hinaus gibt es eindeutige Kennzeichen, wenn man die Tiere aus nächster Nähe betrachten kann: Die Weibchen haben auf der Unterseite fast ganz am Ende des Hinterleibs einen Legeapparat, der bei Arten die ihre Eier in Pflanzen oder in den Boden einstechen, als Legebohrer gestaltet ist. Die Männchen haben am 2. Hinterleibsring nahe der Brust auf der Unterseite ein Begattungsorgan, das einen kleinen Höcker bildet, der aber aus der Ferne nicht auffällt. Außerdem haben Männchen nicht wie die Weibchen nur 2 Hinterleibsanhänge, sondern 3 (Großlibellen) oder 4 (Kleinlibellen). Mit ihnen klammern sie sich bei der Paarung am Nacken der Weibchen an. (Eine Libelle, die sich beim Hochzeitsflug mit diesen Anhängen am Nacken einer anderen festhält, kann also nur männlich sein).

Wie viele Eier legen Libellen ?

Die Zahl der Eier ist bei Großlibellen im allgemeinen größer als bei Kleinlibellen; aber es kommt auch darauf an, wie die Eier abgelegt werden. Denn Arten, die ihre Eier in Pflanzen einstechen, benötigen weniger Eierum ihre Art zu erhalten als solche, die ihre Eier im freien Flug über Gewässern abwerfen. Bei unseren heimischen Libellenarten reicht die Spanne etwa von der Fledermaus-Azurjungfer (Kleinlibelle; Ablage in Pflanzen) mit ca. 80 Eiern bis zum Zweifleck (Großlibelle; Abwurf) mit bis zu 2000 Eiern je Weibchen.

Warum müssen sich Libellenlarven 7-15 mal häuten bis das Tier erwachsen ist ?

Die Chitinhaut der Insektenlarven wächst nicht mit. Nach einiger Zeit wird dem Tier also, wenn es sich gut ernährt hat, die Chitinhülle zu eng: es platzt buchstäblich aus der Haut. Darunter hat sich schon eine neue, noch weiche, dehnungfähige Haut gebildet, die aber in kurzer Zeit fest wird. Wie lange es von einer Häutung bis zur nächsten Häutung dauert hängt vom Nahrungsangebot ab. Wie viele Häutungen ein Tier insgesamt durchmachen muss, ist für jede Art jeweils im Erbgut festgelegt. Die Libellenlarve als Jägerin Wer eine Libellenlarve beobachtet, würde es kaum für möglich halten, dass sie sich zu einer so flinken und wendigen Luftjägerin entwickelt denn die Larve ist träge und behäbig. Das liegt daran, dass sie sich unter ganz anderen Bedingungen behaupten muss als das erwachsene Tier: sich unter Wasser rasch vorwärts zu bewegen erfordert vergleichsweise viel Energie. Daher ist es eine Anpassung an den Lebensraum, wenn Libellenlarven ihre Beute durch Auflauern und Anpirschen erjagen. Allerdings muss die Jägerin ihre Beute dann blitzschnell ergreifen und überwältigen. Zu diesem Zweck ist der Unterkiefer der Libellenlarven zu einer eigenartigen "Fangmaske" umgestaltet, mit der sie ihre Beute packt sobald sie in Reichweite ist.

Wie bewegen sich Libellenlarven fort ?

Libellenlarven sind Anschleichjäger, anders als die erwachsenen Tiere sind sie daher gut zu Fuß. Um aber größere Strecken schnell zurückzulegen, z.B. auf der Flucht, schwimmen sie. Larven von Kleinlibellen schwimmen mit Schlängelbewegungen (ähnlich wie ein Aal), die von Großlibellen bedienen sich sozusagen der Raketentechnik. Normalerweise pumpen sie durch die Hinterleibsöffnung Wasser ein und aus, um die Kiemen im Enddarm mit Sauerstoff zu versorgen, der im Wasser gelöst ist. Um zu schwimmen, lassen sie sich los und pressen ruckartig alles Wasser aus dem Hinterleib. Dadurch schießen sie ein Stück vorwärts. Dieser Vorgang kann sich mehrfach wiederholen.

Warum trifft man Libellen auch weit vom Wasser entfernt an ?

Mit ihrer Larvenentwicklung und Eiablage sind Libellen zwar an Wasser gebunden, aber nach dem Schlupf benötigen die Tiere noch eine Entwicklungzeit ehe sie geschlechtsreif sind. In dieser Zeit entfernen sie sich z.T. weit von ihrem Schlupfgewässer, sodass sie sogar in Großstädten auftauchen. So ist dafür gesorgt, dass auch neue Gewässer von Libellen besiedelt werden und dass sich die Tiere an ihrem Schlupfgewässer nicht zu sehr Konkurrenz machen. Libellenwanderungen Unter den Libellen gibt es regelrechte Wanderspezialisten. Einige Arten dringen alljährlich aus dem Mittelmeerraum nach Südengland oder auch nach Süddeutschland ein. Dort können sie sich sogar vermehren. Die hier geschlüpften Tiere wandern aber im Herbst wieder in den warmen Süden wie man an Pässen der Alpen und Pyrenäen beobachtet hat. Diese regelmäßigen Wanderzüge ähneln also dem Vogelzug mit dem Unterschied, dass das einzelne Tier nicht lange genug lebt um hin- und zurückzuziehen. Diese Wanderzüge sind jedoch noch verhältnismäßig wenig erforscht. Libellenschwärme Die oben beschriebene Abwanderung vom Schlupfgewässer richtet sich etwa gleichmäßig nach allen Himmelsrichtungen. Bei Massenvermehrung verhalten sich jedoch einige Arten anders (z.B. Vierfleck und Heidelibellen): Sie bilden dann ähnlich wie Wanderheuschrecken Schwärme und ziehen so gemeinsam über weite Strecken fort. Dadurch können der Art im günstigen Falle zusätzliche Siedlungsräume erschlossen werden. Im vorigen Jahrhundert ist ein Schwarm von Vierflecklibellen in Deutschland auf 2,5 Millionen Tiere geschätzt worden, im Jahr 1974 stellte die Beobachtungsstation Randecker Maar (Schwäbische Alb) einen Schwarm von Heidelibellen auf Südkurs fest, den sie auf 360 000 ziehende Libellen je Stunde und Kilometer Breite berechnete. Flugleistungen von Libellen Von Libellen sind erstaunliche Flugleistungen bekannt geworden. Man hat Libellen auf hoher See mehr als 530 km vom nächsten Land entfernt angetroffen. Es wurde beobachtet, dass Schabrackenlibellen aus Libyen oder Süditalien binnen 4 Tagen mit einer günstigen Luftströmung bis nach Island gelangten oder dass ein Libellenschwarm binnen 12 Stunden Südschweden überquerte. Exakte Messungen der Fluggeschwindigkeit liegen kaum vor. Es werden den Großlibellen jedoch Geschwindigkeiten um 100 km/h zugeschrieben. In Amerika wurden vom Flugzeug aus 90 Meilen pro Stunde (ca. 135 km/h) gemessen, allerdings ist unklar, welche Windverhältnisse herrschten.

Warum fliegen Libellen selten vor 10 Uhr morgens ?

Wie alle Insekten sind die Libellen wechselwarm, d.h. sie passen sie sich der Außentemperatur an. In der Nachtkälte werden Libellen also klamm und unbeholfen. Erst wenn sie von der Tageswärme aufgeheizt sind, sind sie also fit zur Jagd. Man kann daher oft Libellen sehen, die sich sonnen um Wärme zu tanken. Aber auch zuviel Wärme vertragen Libellen ebensowenig wie andere Lebewesen. An besonders heißen Tagen kann man daher Libellen beobachten, die ihren Hinterleib genau der Sonne entgegenstrecken um ihren Strahlen eine möglichst geringe Angriffsfläche zu bieten.

Warum summen oder brummen Libellen nicht beim Fliegen ?

Das Summgeräusch anderer Insekten entsteht, weil sie durch ihren Flügelschlag die Luft in Schwingungen versetzen. Je schneller der Flügelschlag, desto höher der Ton. Hummeln mit ihrem vergleichsweise langsamen Flügelschlag (120 - 160 pro sec) brummeln, Stechmücken (ca. 600 pro sec) sirren. Libellen haben einen recht langsamen Flügelschlag (nur etwa 20 - 30 pro sec.). Daher hört ein Mensch normalerweise kein Fluggeräusch von ihnen außer bei Großlibellen ein Knistern, das aber nur dann entsteht, wenn bei Flugmanövern die Hinterflügel an den Vorderflügeln reiben.

Warum bestehen Libellenaugen aus bis zu 30 000 Einzelaugen ?

Libellen sind schnell fliegende Jäger, deren Beute ebenfalls sehr geschickt fliegt. Sie müssen also ihr Ziel rasch genau erfassen und im Auge behalten und dabei auch noch Hindernissen rechtzeitig ausweichen. Dafür müssen sie erheblich besser sehen können als z.B. Honigbienen, die nicht annähernd so schnell fliegen und deren Ziele, die Blüten, ortsfest sind.

Warum aber haben Libellen in ihren Komplexaugen so zahlreiche Einzelaugen?

Anders als das menschliche Auge, das mit seiner Linse die Sehschärfe auf verschiedene Entfernungen stufenlos einstellen kann, zeigt das einzelne Facettenauge eines Insekts mit seiner starren Linse nur jeweils auf eine ganz bestimmte Entfernug ein scharfes Bild. Erst ein Komplexauge aus zahlreichen Einzelaugen erlaubt eine genaue Orientierung. Übrigens ist bei den Libellen der obere Teil der Komplexaugen eher auf Fernsicht eingestellt, der untere Teil auf Nahsicht.

Wie überwintern Libellen ?

Die erwachsenen Libellen leben meist nur etwa 14 Tage, höchstens 6 - 9 Wochen. Daher überwintern nur Larven (von Arten, die im Frühsommer fliegen oder die eine mehrjährige Larvenentwicklung haben) oder Eier (von Arten mit Eiablage im Herbst). Nur zwei europäische Arten, die Winterlibellen, überdauern als erwachsene Tiere den Winter. Sie können somit 11 Monate alt werden. Extreme Lebensbedingungen (europäische Arten) In Europa kommen Libellen im Gebirge bis 2200 m Höhe vor. 8 Arten können auch nördlich des Polarkreises existieren. Die erwachsenen Tiere (Imagines) der Winterlibelle überstehen mehr als -15° C. Die Eier der Weidenjumgfer ertragen sogar mehr als -30° C. Die Larven der Vierflecklibelle können sich sogar in Brackwasser entwickeln. Die Austrocknung ihres Heimatgewässers überdauern die Larven der Plattbauchlibelle noch über 7 Wochen hinaus.

Paaren sich auch Libellen verschiedener Arten miteinander ?

Zwischen Libellen verschiedener Arten kommt es, auch wenn sie nah verwandt sind, nicht zu erfolgreichen Paarungen. Die Hinterleibsanhänge der Männchen, mit denen sie sich zur Paarung an den Weibchen anklammern, sind je nach Art verschieden geformt. Ihnen entsprechend sind die "Halterungen" im Nacken der Weibchen ausgebildet. Erst der "richtige" Griff eines artgleichen Männchens löst bei den Weibchen Paarungsverhalten aus (man spricht vom einem Schlüssel-Schloss-System). Paarungsirrtümer werden so vermieden.

Warum stehen alle Libellen unter Naturschutz, obgleich man praktisch an jedem Gartenteich Libellen antreffen kann ?

In der Tat gibt es Libellen, die sich großartig an veränderte Umweltbedingungen anpassen können und zur Zeit noch nicht bedroht sind. Das trifft aber nur für etwa ein Drittel unserer Arten zu. Die anderen Arten jedoch, die teilweise nur ein Fachmann in genauen Untersuchungen von diesen robusten Überlebenskünstlern unterscheiden kann, sind zum Teil hochspezialisiert und schon durch geringe Veränderungen ihres Lebensraums vom Aussterben bedroht. Dafür ein Beispiel: Bis vor wenigem Jahren war bei uns im Blockland und im St. Jürgenland überall die Grüne Mosaikjungfer häufig. Diese Art legt ihre Eier nur in der Krebsschere ab, die dort in den Entwässerungsgräben große Bestände bildete. Diese Pflanze verträgt keine Überdüngung des Wassers. Durch die intensive Weidenutzung dieses Gebietes und die Aufbringung von Gülle gelangten so viele Nährstoffe in die Gewässer, dass die Krebsschere dort kaum noch anzutreffen ist. Damit ist auch diese Libellenart dort selten geworden und hat, wenn es so weitergeht, in dem genannten Bereich kaum eine Überlebenschance. Wie speziell die Anforderungen von Libellen an ihre Umwelt sind, geht auch aus folgender Beobachtung hervor: Als in Schleswig-Holstein ein Wasserlauf von etwa 1 km Länge untersucht wurde, stellte man fest, dass nur auf einem Teilstück von weniger als 50 Metern Libellen ihre Eier ablegten, obgleich den Beobachtern kein besonderer Unterschied zu den restlichen Abschnitten des Gewässers auffiel.