Öffentliche Ringvorlesung des NWV zusammen mit der Universität Bremen, der Hochschule Bremen und dem Übersee-Museum, zur "UN-Dekade der Meeresforschung für nachhaltige Entwicklung" mit dem Rahmenthema:

Zukunft Meer

Wissenschaft für einen lebendigen Ozean


Scrawled filefish (Aluterus scriptus). Credit: NOAA CCMA Biogeography Team, image: reef1824 (cc by 2.0)

Der Zustand der Weltmeere entscheidet zu einem Großteil über die Zukunft des Planeten und der Menschheit. Der Weltozean ist in eng in alle Stoffkreisläufe eingebunden, beeinflusst maßgeblich sowohl das globale Klima sowie auch lokale Wetterphänomene und bietet der Menschheit eine unschätzbare und auch unbezahlbare Menge an Ökosystemdienstleistungen. Unter dem Motto „The Science We Need for the Ocean We Want” (“Die Wissenschaft, die wir brauchen, für den Ozean, den wir wollen“) haben die Vereinten Nationen die Jahre 2021 bis 2030 zur „Dekade der Meeresforschung für nachhaltige Entwicklung“ ausgerufen (www. oceandecade.org). Die UN haben sieben internationale Ziele ausgearbeitet. Der Ozean soll demnach: sauber, gesund und widerstandsfähig, produktiv, vorhersehbar, sicher, zugänglich und inspirierend sein. Auch Deutschland trägt mit Forschungsinitiativen und Öffentlichkeits-arbeit im Rahmen der UN-Ozeandekade zu diesen Zielen bei und hat ein Nationalkomitee berufen, um die deutschen Aktivitäten zu koordinieren (www.ozeandekade.de).

Die Reihe ist von der UN als Aktivität im Rahmen der UN-Ozeandekade und von der EU von der Mission Charter der "Mission Restore our Ocean and Waters by 2030" anerkannt.

Dr. Simon Jungblut (1. August 2025)

Stand: 5. Sept. 2025

Zum Ausdrucken & Verbreiten (Poster/Flyer)

 

 

Montag, 20. Oktober 2025

Henry Knauber


Foto: Allen Shimada, fis01058, NOAA/NMFS/OST (cc by 2.0).

Die Tiefsee stellt den größten, zusammenhängenden Lebensraum unseres blauen Planeten dar. Doch trotz – oder gerade wegen – ihrer gewaltigen Ausmaße wissen wir auch nach 150 Jahren Tiefseeforschung vergleichsweise wenig darüber, wie das Leben in den dunklen Tiefen unserer Ozeane aussieht. Um diesen Fragen im wahrsten Sinne des Wortes auf den Grund zu gehen, beleuchtet dieser Vortrag wie Forschende auf hoher See die tiefsten Stellen unserer Ozeane erforschen, was sie dabei Faszinierendes entdecken und wie wir mehr über die Tiefsee lernen. Denn es gilt: nur das, was wir kennen und verstehen, können wir auch schützen. Die Tiefsee sieht sich heutzutage zahlreichen anthropogenen Bedrohungen ausgesetzt, die sie und das Leben in ihr gefährden. Dabei spielt sie auch für unser Leben an Land eine essenzielle Rolle. Zeit für einen kleinen Tauchgang in die Tiefe!

Montag, 03. November 2025

Manuel Marinelli

SeegrasHerbier de posidonies (Posidonia oceanica). Foto: Frédéric Ducarme, wikimedia (cc by-sa 4.0).

Das Mittelmeer ist ein Hotspot (im wahrsten Sinne) des Klimawandels und der damit einhergehenden Probleme, wie Biodiversitätsverlust, invasive Arten, Verlust ganzer Ökosysteme, usw. Im Zuge der Arbeit von "Project Manaia" werden Methoden getestet um diesen Wandel im kleinen Rahmen entgegen zu wirken. Lösungen die im Umfeld des Mittelmeers trotz höherer Belastungen funktionieren, können weltweit (mit ähnlichen Ansätzen) nachgeahmt werden. In diesem Vortrag gehen Manuel Marinelli vor allem auf die Schlüsselrolle von Seegras (Posidonia oceanica) als Pflanze und als Lebensraum ein, da diese ein Schlüsselorganismus für ein gesundes Mittelmeer ist.

Montag, 10. November 2025

Prof. Dr. Jens Lehmann (Bremen)


Sedimentforschung (Foto: Universität Bremen)

Vor rund 120 Millionen Jahren lag Norddeutschland unter einem warmen, flachen Meer. Der Meeresspiegel war deutlich höher als heute, da an den Polen kaum Eis existierte. Im Raum der heutigen deutsch-niederländischen Grenze bildete sich eine tiefe Meeresbucht. Dort sammelte sich organisches Material am Boden, während der Sauerstoffgehalt sank – bis hin zur völligen Lebensfeindlichkeit. Schwarzschiefer und Fossilien zeugen vom Überlebenskampf und Sterben am Boden des Meeres. Solche Sauerstoffkrisen traten in der Kreide und auch in der gesamten Erdgeschichte weltweit auf und führten zu massenhaftem Sterben. Der Vortrag beleuchtet, wie empfindlich marine Nahrungsnetze sind – und welche Lehren wir aus der geowissenschaftlichen Forschung für heutige Ozeane daraus ziehen können.

Montag, 24. November 2025

Dr. Benjamin Müller

SchwammkolonieSchwammkolonie. Foto: Jstuby (cc0 1.0), wikimedia.

Was sind Schwämme? Wie sehen sie aus und welche Rolle spielen sie in der Funktionsweise von tropischen Korallenriffen und Tiefseehabitaten? Korallenriffe sind Brennpunkte des Artenreichtums und der Produktivität, obwohl sie von einem nährstoffarmen Ozean umgeben sind. Schwämme machen dieses Paradox möglich, indem sie aufgelöste organische Stoffe, die größte Ressource im Ozean, die aber von den meisten Tieren nicht aufgenommen werden kann, verwerten und in essbare Partikel umwandeln. Diese sogenannte Schwammschleife ist ein hocheffizienter Recyclingmechanismus, der auch in anderen nahrungslimitierten Ökosystemen wie der Tiefsee eine wichtige Rolle zu spielen scheint. Aber wie verändert sich ihre Rolle, wenn menschengemachte Störungen wie Nährstoffeinträge, Überfischung, oder der Klimawandel dieses Gleichgewicht stören?

Montag, 01. Dezember 2025

Cindy Meyer


Strandgrundel (Pomatoschistus microps). (Foto: Cindy Meyer)

Küstenökosysteme geraten zunehmend unter Druck durch rasche Umweltveränderungen. Um diesen Entwicklungen entgegenzuwirken, verfolgt die Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie (MSRL) das Ziel, einen guten Umweltzustand (GES) der Meeresgewässer zu erreichen. Besonders die Folgen des Klimawandels und die zunehmende Energieeintragung durch Unterwasserlärm rücken verstärkt in den Fokus. Die kombinierten Effekte von Temperaturveränderungen (z.B. marinen Hitzewellen) und Lärm beeinflussen sensible Prozesse wie die Fortpflanzung mariner Organismen. Das Projekt „Stressscape“ untersucht am Beispiel der Strandgrundel (Pomatoschistus microps), wie sich diese Stressoren auf das Fortpflanzungsverhalten auswirken. Zwei experimentelle Studien erfassen sowohl direkte als auch potenziell populationsrelevante Effekte.

Montag, 08. Dezember 2025

Natalie PrinzTimothy Thomson

BuhnenFoto: Elizabeth Copeland.

Die Meereswissenschaften in Aotearoa Neuseeland sind sehr vielfältig doch oft bezieht sich die Forschung auf das Suchen von praktischen Lösungen von lokalen Problemen und der Umsetzung ins Ökosystem-basierte Management. Natalie Prinz und Timothy Thomson geben eine Zusammenfassung von Projekten in denen sie entweder selbst mitgearbeitet haben oder an denen Studenten und Wissenschaftler der Uni Waikato momentan arbeiten. Kommen Sie mit auf eine Reise zu Neuseelands Inseln, Gezeitenzonen und Fjoden. Dabei gehen Natalie und Timothy auf Besonderheiten ein, wie tektonische Verschiebungen, Vulkanausbrüche, und Zyklone, die die Forschungsarbeiten interessant machen. Absetzen tun sich manche Studien dadurch, dass die „westliche Wissenschaft“ mit „Mātauranga Māori“, dem traditionellen okologischen Wissen der Māori, verflechten.

Montag, 15. Dezember 2025

Prof. Dr. Charlotte Havermans

BuhnenFoto: Katrin Iken, Bild expl0394, NOAA Office of Ocean Exploration (public domain)

Gelatinöses Zooplankton oder Quallen sind als wichtige Treiber von Ökosystemveränderungen bekannt. In mehreren marinen Ökosystemen wurde ein Anstieg der Quallenbiomasse beobachtet, der als „Jellification“ bezeichnet wird und unter anderem zum Zusammenbruch wichtiger Fischereien geführt hat. Für die Polarregionen gibt es praktisch keine zuverlässigen Datensätzen zur Vielfalt und Häufigkeit von Quallen, was es uns schwierig macht, Auswirkungen ähnlichen Ausmaßes zu erkennen. Das Ziel des Arctic.Jellies-Projekts ist es, traditionelle Netzfänge mit optischen Videosystemen und Umwelt-DNA-Monitoring zu kombinieren, um Arten- und Gemeinschaftsmuster zu verstehen und Veränderungen unter zukünftigen Klimawandelszenarien vorherzusagen. Außerdem kann das Projekt so zeigen, wie wichtig verschiedene Quallenarten als Beute sind, basierend auf molekularen Studien, zur Nahrung von Raubtieren wie Fischen und Zooplankton.

Montag, 05. Januar 2026

Dr. Matthias Brenner


Kriegsaltlast (Foto: Kerstin Rolfes)

In seinem Vortrag zeigt Matthias Brenner auf, woher all die Munition in unseren Meeren stammt, wo in Nord- und Ostsee sie liegt und welche Gefahren für Mensch, Tier und Umwelt damit verbunden sind. Im Fokus stehen dabei sowohl Kriegswracks als auch Verklappungsgebiete für Munition und Ihre unterschiedlichen Einflüsse auf Miesmuscheln und Plattfische. Diese beiden Arten kommen in beiden Meeresgebieten vor und reagieren mit messbaren Gesundheitsreaktionen auf den Kontakt mit den giftigen Explosivstoffen. Neben der Problemdarstellung zeigt Matthias Brenner aber auch Lösungsmöglichkeiten bezüglich Überwachung der Munitions-Hotspots und Räumung der betroffenen Gebiete z. B. in der Lübecker Bucht und geht auf die aktuelle politische Situation ein.

Montag, 12. Januar 2026

Prof. Dr. Stefanie Arndt (Bremerhaven)


Schiffswrack Endurance (Foto: Endurance22)

Vor über 100 Jahren wurde das legendäre Expeditionsschiff Endurance von Sir Ernest Shackleton im antarktischen Meereis zerdrückt und sank. In 2022 begab sich ein internationales Forschungsteam auf die Suche nach dem Wrack, das in mehr als 3000 Metern Tiefe im eisbedeckten Südozean vermutet wurde. Der spektakuläre Fund gilt als eine der bedeutendsten maritimen Entdeckungen unserer Zeit und fasziniert weit über die Wissenschaft hinaus. Der Vortrag berichtet nicht nur über die Hintergründe dieser außergewöhnlichen Mission, sondern zeigt auch, welche Lehren sich daraus für unser Verständnis des Klimas und die Herausforderungen unserer heutigen Gesellschaft ziehen lassen.

Montag, 19. Januar 2026

Prof. Dr. Thomas Klefoth (Bremen)

BuhnenFoto: Robin Drayton, Groynes at Goldcliff Point (cc by-sa 2.0)

Die Verbauung großer Flüsse hat elementare Auswirkungen auf die Biodiversität und die Funktionalität aquatischer Ökosysteme. Insbesondere Querverbauungen stehen im Fokus der Kritik, da sie Wanderhindernisse für bedrohte Fischarten darstellen. Darüber hinaus können sie aber auch als ökologische Barrieren wirken, welche die gesamte Artengemeinschaft, ihre Funktionalität und die Lebensgeschichte der Tiere beeinflussen. Über mehrere Jahre haben wir die Artengemeinschaft der Tideweser erfasst und funktionale Eigenschaften der Fische oberhalb und unterhalb der letzten Querverbauungen vor der Nordseemündung untersucht. Dabei wurden unterschiedliche Artenzusammensetzungen, Wachstumsdifferenzen und Nahrungsunterschiede als Konsequenz der Gewässerverbauung festgestellt. Zusammengenommen deuten die Ergebnisse auf stärkere Auswirkungen von Querverbauungen auf Fische hin als bisher angenommen.

Montag, 26. Januar 2026

Dr. Carin Jantzen


Korallenschutz (Foto: Paul Selvaggio)

Heutzutage ist der Klimawandel die Hauptursache des Korallensterbens, und das wir diesem Einhalt gebieten müssen ist in vieler Hinsicht essentiell. Doch in Anbetracht des drastischen und schnell voranschreitenden Korallensterbens bedarf es auch weiterer aktiver Maßnahmen, die über einen reinen Schutz von Korallen hinausgehen: die Wiederaufforstung der Riffe. SECORE nutzte dabei die sexuelle Vermehrung der Korallen, nicht nur um ausreichend Korallenbabies züchten zu können, sondern auch um ihre genetische Vielfalt zu erhaltenen. Ein wichtiger Aspekt ist dabei, Methoden und Technologien zu entwickeln, zu testen und umzusetzen, die eine effiziente Aufforstung größerer Riff-Abschnitte erlaubt. Mehr über die Möglichkeiten und Herausforderung dieser ungemein spannenden Fragestellung in dem mitreißenden Vortrag von Carin Jantzen.

Montag, 02. Februar 2026

Prof. Dr. Dirk Brandis


Sammlung (Foto Jutta Drabek, Zoologisches Museum Kiel)

Die Meere der Erde befinden sich gegenwärtig in einem tiefgreifenden Wandel, der zum großen Teil anthropogene Ursachen hat. Die Auswirkungen von Klimawandel und Globalisierung verändern die Fauna der Meere massiv. Aussterbeereignisse, Neuetablierung neozoischer Arten, und Veränderung ganzer Ökosysteme werden seit dem 1950er Jahren in steigender Zahl beobachtet. In der heutigen Meeresforschung werden diese Phänomene ausführlich dokumentiert und beschrieben, allerdings werden sie meist erst lange nach Beginn der Veränderungen bemerkt und untersucht. Deshalb bleiben die Anfänge und die Prozesse hinter Faunenveränderungen zumeist unbekannt oder werden notdürftig auf der Basis von Modellen und alter Literatur rekonstruiert. Hier kann die Erforschung historischer Museumssammlungen unter Anwendung modernster wissenschaftlicher Methoden eine wichtigen Beitrag liefern, denn durch systematisches Sammeln über mehrere Jahrhunderte hinweg dokumentieren und archivieren sie die Faunenzusammensetzungen bestimmter Meeresgebiete über lange Zeiträume und damit meist unerkannt auch die Anfänge faunistischer Veränderungen.

Montag, 09. Februar 2026

Gregor Wöhle

RippenqualleMnemiopsis leidyi. Foto: Parveson (PD). 

Biolumineszenz ist ein weit verbreitetes Phänomen im Meer, doch oft ist nicht bekannt weshalb Organismen leuchten. Im Rahmen seiner Bachelorarbeit hat Gregor Wöhle versucht, das Leuchten der Rippenqualle Mnemiopsis leidyi, auch bekannt als die „Meerwalnuss“, standardisiert zu stimulieren. Zum Einsatz gekommen sind dabei depolarisierende Lösungen, aber auch ein selbst gebauter LEGO-Roboter. Weiterhin hat Gregor Wöhle untersucht, ob die Anwesenheit von Beute die Frequenz der spontanen Lichtblitze verändert um die Gründe der Biolumineszenz der Meerwalnuss zu ergründen.

Montag, 16. Februar 2026

Milan Beck


Makroalgen im Temperaturstress (Foto: Milan Beck)

Die Arktis gehört weltweit zu denen am stärksten vom Klimawandel betroffenen Regionen und erwärmt sich schneller als viele andere Gebiete der Erde. Die damit einhergehenden Veränderungen wirken sich besonders auf die sensiblen Fjord- und Küstenökosysteme aus, in denen Makroalgen unter anderem eine zentrale Rolle spielen. Ein Jahr intensiver Forschung auf Spitzbergen (Svalbard), liefert neue Erkenntnisse darüber, wie Temperaturstress die marinen Makroalgen im Gezeitenbereicht beeinflusst. Im Rahmen des Projektes YESSS (Year-round Ecosystem Study on Svalbard) hatten vier verschiedene DoktorandInnen die Möglichkeit die Auswirkungen von Temperaturstress auf unterschiedliche Organismengruppen zu untersuchen und dabei fast ein ganzes Jahr in einer der nördlichsten Forschungsstationen der Welt zu leben. Milan Beck – einer der vier – spezialisierte sich hierbei insbesondere auf die Rolle der Makroalgen des Gezeitenbereichs.

Montag, 23. Februar 2026

Dr. Thea Hamm

RobbenbabysZwei entwöhnte Robbenbabys, schlafend. Credit: NOAA/PIFSC/HMSRP, Image: anim2607, cc by 2.0

Seehund, Kegelrobbe und Schweinswal sind unsere drei heimischen Meeressäugerarten an der deutschen Nordseeküste und sogar alle von Land aus zu beobachten! In diesem Vortrag wird es unter anderem um die bewegte Geschichte der Robben, ihr Monitoring und den Schutz im Nationalpark gehen. Auch unsere einzige heimische Walart, der Schweinswal, lebt direkt bei uns an der Küste. Dort sind die Tiere aber auch menschlichen Einflüssen ausgesetzt, die wir uns näher anschauen wollen. Und auch die großen Verwandten des Schweinswals, nämlich Buckelwal, Zwergwal und Pottwal, die bei uns eher (Irr-)Gäste sind, werden einen Auftritt haben!

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