Einführung
Die Blocklanddeponie hat eine Gesamtfläche von ca. 40 ha. Beginn des Deponiebetriebes: 1969, Erweiterung zur heutigen Größe: 1991
NWV-Exkursionen:
- 1990 (Sonnwend-Flockenblume)
- 2003 (Raukenblättriger Nachtschatten, zuletzt 2007)
- 2009 (Mariendistel & Färberdistel (Saflor))
Die Blocklanddeponie ist “Endstation für Abfälle, die aufgrund ihrer Beschaffenheit stofflich und energetisch nicht mehr verwertet werden können. Im Laufe der Jahre ist hier ein circa 45 Meter hoher Berg entstanden, auf dem sich ein üppiger und artenreicher Pflanzenbewuchs eingestellt hat” (http://www.beb.bremen.de).
Unter den verschiedensten Lebensbedingungen der offenen, hin und wieder umgelagerten Aufschüttungsböden der Deponie auf den jungen Schüttflächen bis hin zu geschlossenen Staudenfluren, Strauch- und Gehölzgruppen der großen Habitatinsel im Blockland gedeihen viele bemerkenswerte Pflanzenarten, die hier Zuflucht finden oder auf den trocken-warmen Hanglagen blühende Vorposten aus südlicheren Gefilden sind.
Durch die Sommertrockenheit 2009 (Niederschlag im August: 10 L/m² !) wurde die Ausbildung vieler trockenheitsempfindlicher Arten zwar stark beeinträchtigt, dies ermöglichte wiederum einigen Wärmekeimern, aus dem reichen Samenvorrat des Oberbodens aufzulaufen.
Stand der botanischen Erfassung (seit Sept. 2002)
Etwa 540 Pflanzenarten (Gefäßpflanzen) -Anteil Neophyten: ca. 37%- wurden von Sept. 2002 bis heute auf der Blocklanddeponie notiert (Abutilon theophrasti - Zea mays). Ein kleiner Ausschnitt davon ist in der umseitigen Tabelle wieder gegeben, v.a. solche Arten, die während der Exkursion zu sehen sind. Die Blocklanddeponie gehört damit zu den botanisch artenreichsten Biotopen in (Nord-) Deutschland.
Erfasst wurden nur die Sippen des eigentlichen Deponiekörpers, innerhalb der Ringstraße, nicht aber jene im Umfeld der noch zur Deponie gehörenden Randgräben mitsamt ihrer Ufer- und Grabenflora (z.B. Teichfaden, Wasserpest, Froschbiss, Laichkraut- & Wasserlinsenarten, Schwanenblume), oder die als Pufferflächen dienenden Grünlandbrachen nördlich der Deponie, im Übergang zum Blockland.
Verantwortlich für die hohe pflanzliche Biodiversität sind vor allem:
- Verschiedene Herkunft und Variabilität des Schüttmaterials (incl. Samenvorrat)
- Große Habitatinsel – der hieraus resultierende Flächeneffekt ermöglicht Austauschprozesse in der Ruderal-Landschaft
- Große Standortvielfalt (räumliche und zeitliche Muster) z.B. trockene Südhanglagen, lockere Schüttungen und verdichtete Plateaus mit Unterbodenfeuchte (Schilf!), sowie verschiedene Altersstadien der Vegetationsausbildungen (Einjährige - ausdauerndere Arten - Gehölze)
- Periodische Störungen, Planierungen, Umlagerungen und Rechengut-Kompost-Neuschüttungen (Tomaten, Kap-Stachelbeere!): großflächige Offen-Standorte, wo wiederholt neue Vegetationsentwicklungen ablaufen können. Populationsbiologisch bedeutet dies die Anreicherung des Samenvorrates und ein hohes Wiederbesiedelungspotential im Oberboden.
Die “ungeplanten Störungen in Raum und Zeit” schaffen einen dynamischen Naturraum, in dem viele Organismen mit unterschiedlichen ökologischen Ansprüchen und Lebensdauer gleichzeitig Überlebensmöglichkeiten finden. Ins Gegenteil verkehrt, würde ein statischer Zustand durch Stilllegung der Flächen entstehen, in dem ohne Störungen wenige Arten und Lebensentwürfe zur Dominanz gelangten - auf Kosten der Vielfalt.
Die Exkursion führt v.a. auf die östlich des Gipfels gelegenen Flächen, die aktuell im “Umbruch” sind, dem Deponiebetrieb also auf Sicht entzogen und für spätere Nutzungen rekultiviert (“begrünt”) werden sollen. Sie sind derzeit eine “Spielwiese der Natur” und nur infolge der Trockenheit noch nicht voll entwickelt.
Exemplarisch ist hier die Spontan-Entwicklung auf den Offen-Standorten als Ergebnis großflächiger Störung und verschiedener Substrat- und Samen- Herkunft (letztmalig vor der Rekultivierung) - und deren (oft unterschätzte) Bedeutung für die urbane Lebensraumvielfalt zu erörtern. (Text: J. Müller, Sept. 2009)
Lage der Deponie: Mit dem Fahrrad zu erreichen über Walle / Hohweg, mit dem Pkw über die Autobahnabfahrt “Überseestadt” an der Müllverbrennungsanlage. (Karte: Data CC By SA by OpenStreetMap, verändert, 2009.)
Materialien zur Exkursion