Bericht zum Besuch der Fischökologischen Abteilung in der Hochschule Bremen am 27. Mai 2018
Wir, der Arbeitskreises Fische im Naturwissenschaftlichen Verein zu Breme, folgten gerne einer Einladung von Prof. Dr. Heiko Brunken. In der Vergangenheit hatten wir Besichtigungen und Exkursionen bis nach Sittensen und Wilhelmshaven unternommen, dabei liegt das Gute doch so nah: nämlich in der Hochschule Bremen. Immerhin 17 Leute kamen dort bei bestem Badewetter zusammen.
Heiko Brunken stammt aus dem Braunschweigischen und ist seit kurzem Geschäftsführer der Gesellschaft für Ichthyologie. Veröffentlichungen erfolgten unter anderem zur Fischfauna am Jadebusen, über Schmerlen und Stichlinge in Nordwest-Deutschland. In der Bremer Weser (Unterweser) wurden von seiner Arbeitsgruppe erstmals Schmerlen, Groppen und Schwarzmundgrundeln nachgewiesen.
Seeskorpion (Myoxocephalus scorpius)
Drei Themen waren bei unserem Besuch als Top gesetzt:
Zuerst der elektronische Fischartenatlas von Deutschland und Österreich 3.0. Prof. Dr. Heiko Brunken schilderte das Prozedere der Datenerhebung und –einspeisung, die Verständigung mit IT-Spezialisten, um zu erklären „was Biologen wollen“, die Mühsal der ständigen Weiterentwicklung des Atlasses. Viele Daten und Beobachtungen (Gutachten, Graue Literatur) drohen in Ämtern in Schubläden zu verschwinden, ebenso alte Literaturangaben und das Wissen von kundigen Privatleuten. Einige Druckwerke über die Verbreitung von Fischen sind schon recht alt und nicht mehr aktualisiert worden, so stammt z.B. der Atlas Niedersachsens aus dem Jahre 1993. Am Beispiel von Brasse und Schmerle erläuterte Brunken, wie gleichmäßig verteilt eine Fischart (Brasse) sein kann mit vielen Datenpunkten auf der Fläche, wohingegen die Verbreitungspunkte bei der Schmerle doch erkennen lassen, dass bestimmte Höhenlagen und Gefälle vorliegen müssen.
Brunken eröffnete uns, dass es demnächst auch einen elektronischer Atlas zur Verbreitung der Muscheln Bremens geben wird, auch hier kann jeder mit Fundmitteilungen mitmachen. Der Säugetieratlas Bremens besteht schon einige Jahre. Auf seine in die Runde gestellte Frage, was das von den Bremern meist gemeldete Säugetier sei wurden Vermutungen wie Reh oder Wanderratte geäußert. Aber: es ist der Seehund! Scheinbar außergewöhnliches wird also häufiger für mitteilenswert gehalten.
Zum Zweiten stand eine Besichtigung des großräumigen Fischökologielabors an, wobei insbesondere eine Kamera-Apparatur bewundert wurde, mit der ein Fisch in mehreren Schritten mit unterschiedlicher Tiefenschärfe abgelichtet werden kann. Diese Ablichtungen lassen sich dann am Computer zusammenfügen, so dass der Fisch im Ergebnis in einem einzigen Bild über alle Ebenen scharf wiedergegeben wird.
Zum Dritten gab es Anleitungen und praktische Übungen zur Fischbestimmung. Für die Bestimmungsübungen standen in Alkohol konservierte Fische zur Verfügung, zum einen einheimische Süßwasserfische aus Brunken’s Braunschweiger Zeit und marine Fische aus der Jaderegion und von der Küste Norwegens. Eine Einteilung in „leicht“, „mittel“ und „schwer“ war durch Farbpunkte an den Probengläsern vorgegeben. Vor den Bestimmungsübungen gab es die Befürchtung, dass dies eine anstrengende und mühselige Prozedur wird. Aber dann waren die Teilnehmer kaum wieder aus dem Labor zu kriegen, einige hatten eine ganze Liste an Fischen durchbestimmt, also so richtig Feuer gefangen. Zum Gelingen der Bestimmungen trugen die fachlichen Hilfestellungen durch Prof. Brunken und seinen Mitarbeitern Iris Woltmann und Matthias Hein bei, und dies in lockerer Atmosphäre. Merkmale wie z.B. Habitus, Schuppenzahlen, Flossenstrahlen usw. führten anhand der kompakt bereit gestellten Literatur zur Artbestimmung.
Abschließend wurden wir noch großzügig mit Kaffee und Kuchen bewirtet, dafür und für die Organisation der Veranstaltung danken wir Prof. Heiko Brunken, Iris Woltmann, Matthias Hein und Laborant Jesse Theilen. Angesprochen wurde noch mit dem Schlagwort Citizen Science ein zukünftig mögliches Projekt von „Normalbürgern“ außerhalb und innerhalb von Uni und Hochschule, wobei es dabei um eine eng abgegrenzte aquatische Organismengruppe oder ein bestimmtes Gewässer gehen soll. Es soll ein Projekt über mehrere Jahre werden. Und es wurden erste Vorstellungen gemacht, welches Gewässer in 2019 befischt werden wird.
(für den AK Fische: Hans-Joachim Scheffel, Fotos: Anette Bösch)